Delfinarien

Delfine sind spätestens seit der erfolgreichen Fernsehserie „Flipper“ aus den 60er Jahren eine der beliebtesten Tierarten überhaupt. Flipper begeisterte Millionen von Zuschauern mit seinem Mut, seiner Intelligenz und seinem fröhlichen Lächeln. Doch der Schein gerade dieses Lächelns trog, denn Flipper war alles andere als glücklich: Der tierische Filmstar beging in den Armen seines Trainers Ric O’Barry Selbstmord. [1] Dieser erkannte daraufhin, dass die Ausbeutung und Gefangenhaltung von Delfinen falsch ist und kämpft seither unermüdlich für die Rechte dieser Tiere.
Leider erkennen aber bisher nur die Wenigsten, was hinter dem Geschäft mit den Meeressäugern steckt. Heute gibt es weltweit über 150 Delfinarien. Dank zahlreicher Proteste von Tierschützern „nur noch“ drei davon in Deutschland: Im Zoo Münster, im Zoo Duisburg und im Tiergarten Nürnberg. [2] Doch diese Delfinarien erfreuen sich immer noch sehr großer Beliebtheit – zum Leidwesen der Delfine.

Delfin in Freiheit © C. Philipps, WDCS

Delfine sind sehr soziale Tiere, die normalerweise in großen Gruppen, sogenannten Schulen, zusammen leben. Die meisten Showdelfine sind Wildfänge, die unter grausamen Bedingungen ihren Familien entrissen wurden, denn Nachzuchten in Gefangenschaft misslingen meistens. [3] Wie durch den Kinofilm „The Cove – die Bucht“ (u.a. mit Ric O’Barry) bekannt geworden ist, fahren beispielsweise jedes Jahr Delfintrainer aus der ganzen Welt nach Taiji (Japan), um dort die schönsten Delfine für ihre Shows auszusuchen. Deren übrig gebliebenen Artgenossen werden geschlachtet. [4] Der anstehende Transport zu den Delfinarien bedeutet großen Stress, welcher auch nach der Ankunft nicht nachlässt: Sie müssen sich in einem Betonbecken zurechtfinden, das oft nicht größer als ein mittelmäßiges Schwimmbad und nur wenige Meter tief ist. In freier Wildbahn können Delfine bis zu 55 km pro Stunde schnell und bis zu 300 Metern tief tauchen. [5] Dabei orientieren sie sich mittels Schallwellen, die sie aussenden und – falls diese auf ein Hindernis treffen – wieder zurück kommen.[6] In Betonbecken hallen ihre eigenen Schallwellen aber ständig und ohne Unterlass von den Wänden zurück, wodurch sie ihren Orientierungssinn verlieren.

Artgerechte Haltung? © Animal Public

Andere Defizite der Delfinhaltung:

  • Delfingruppen werden von Menschenhand zusammengestellt, sich vollkommen fremde Tiere werden in ein Becken gepfercht, unverträgliche Tiere können sich nicht genügend ausweichen.
  • Delfine sind sehr geräuschempfindlich, in Delfinarien sind sie aber dem Lärm von Lautsprechern, Publikum und den ständig laufenden Wasserpumpen ausgesetzt. [7]
  • Rückzugsmöglichkeiten und eine ansprechende Gestaltung der Becken sind oft nicht vorhanden. [7]
  • Die Lebensumstände im künstlichen Salzwasser sind vollkommen anders als im Meer, es enthält Chlor und andere Chemikalien, um das Wasser optisch zu säubern. Dies kann sich negativ auf die Haut und Augen der Tiere auswirken. [8]
  • Die Überlebensrate der Delfine ist trotz nicht vorhandener Feinde und ständig vorhandenem Futter sehr gering, oft erreichen die Tiere nur die Hälfte ihrer eigentlichen Lebenserwartung. Da Nachzuchten in Delfinarien selten gelingen, müssen Tiere aus freier Wildbahn gefangen werden. [7]

Natürliches Verhalten? © WDCS

Das Argument, Delfinarien würden Lehrzwecken oder dem Artenschutz dienen, ist scheinheilig. Delfine in völlig artfremder Umgebung mit teils stereotypen Verhaltensweisen zu beobachten und zu bewundern, wie sie ihre Trainer auf der Schnauze durchs Wasser tragen, hat nicht mehr viel mit einem Lerneffekt zum Lebewesen Delfin zu tun. Auch der Artenschutz spielt keine Rolle: Die Lebenserwartung der Tiere ist wesentlich geringer und Fortpflanzungserfolge gibt es selten, von Auswilderungen ganz zu schweigen. [9]
Kommerzielle Gesichtspunkte zählen, weiter nichts. Das Wohl der Tiere leidet unter den hohen Profiten, die sich mit Delfinarien noch immer erzielen lassen.

Der einfachste Schritt ist dementsprechend, keine Delfinarien mehr finanziell zu unterstützen, damit sie langfristig die Haltung der Tiere aufgeben müssen. Doch auch Aufklärungsarbeit in Gesprächen oder durch Flyer ist bei diesem Thema unverzichtbar.
Was letztendlich aber den meisten Erfolg – nämlich die Schließung der Delfinarien – bringt, sind massive Proteste aus der Bevölkerung. So wurden deshalb zum Beispiel in England in den 90er Jahren alle rund 30 Delfinarien geschlossen. [10] Demonstrationen, Proteste und Unterschriftensammlungen sind also zusätzlich zum Boykott der Delfinarien die wirkungsvollste Methode, um die längst überfälligen Schließungen zu erreichen.

[1] http://www.sfgate.com/cgi-bin/blogs/dailydish/detail?entry_id=62024
[2] http://www.wdcs-de.org/delfine/verzichten.php
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Delfinarium#Kritik_an_Delfinarien
[4] http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article9345252/So-grausam-schlachten-die-Japaner-Delfine-ab.html
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Delfine#Verhalten
[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Schallwellen_%28Ozean%29#Dispersionsrelation_f.C3.BCr_Schallwellen_im_Ozean
[7] http://www.landtag-bw.de/wp14/drucksachen/5000/14_5886_d.pdf
[8] http://www.walschutzaktionen.de/155501/242401.html
[9] http://www.wspa.de/projekte_kampagnen/wale/delfine/haeufige_fragen_delfine.aspx
[10] http://www.tierschutzbund.de/delfinarien.html

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