Kampfhunde

"Kampfhund beißt Kind ins Gesicht." [1]
"Mann von freilaufendem Hund attackiert." [2]
"14 Tage altes Baby von Schäferhund totgebissen." [3]

Immer wieder werden derartige Schreckensnachrichten in den Medien verbreitet. Seit Juli 2000 gilt in Deutschland deswegen nun eine Hundeverordnung, die eine Rechtsgrundlage bietet, um aggressive Hunde ihren Besitzern wegzunehmen oder andere Anordnungen treffen zu können. [4] Außerdem wurden Rasselisten angefertigt, je nach Bundesland differenziert zählen nun bestimmte Hunderassen (so genannte Listenhunde) zu "Kampfhunden", für die verschärfte Gesetze gelten, da sie als "gefährlich" eingestuft werden. Befürworter von Rasselisten vertreten den Standpunkt, dass mit dieser Definition der Schutz der Bevölkerung vor Hundeangriffen erhöht wird. [4]
Rasselisten mit Abstufungen (Stufe 1 = gefährlich, Stufe 2 = Gefährlichkeit wird vermutet) gibt es bisher in fünf Bundesländern, in neun weiteren gibt es eine Version ohne Abstufung. Die drei verbliebenen Bundesländer, darunter z.B. Thüringen, haben keine Rasselisten eingeführt [4]. Diese Länder sprechen sich dagegen aus, dass ein Hund nur aufgrund seiner Abstammung diskriminiert wird. Hier weiß man, dass Hunde durch falsche Erziehung, nicht aber durch die bloße Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse, aggressiv werden.

Zu Unrecht verurteilt: der Bullterrier © Lily M, Wikipedia

Als Kampfhunde werden speziell Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier, American Pitbull Terrier und Bullterrier, sowie Kreuzungen dieser Rassen untereinander oder mit anderen Rassen, bezeichnet.
Der Ausdruck "Kampfhund" stammt ursprünglich vom Einsatzgebiet dieser Hunderassen, denn Hundekämpfe waren in der Vergangenheit eine beliebte Volksbelustigung und eine ergiebige Geldquelle für die Hundebesitzer. Daher wurden starke Hunde gezüchtet und systematisch für die Kampfarena (englisch Pit) ausgebildet. [5] Zwischen Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese Hundekämpfe allerdings in den meisten Ländern verboten. [5]
Trotzdem haben diese Rassen noch immer mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. So führen Befürworter der Rasselisten z.B. das Argument an, dass diese Rassen mit mehr Kraft zubeißen würden als andere. Bislang gibt es allerdings keine wissenschaftlich haltbaren Messungen über die maximale Beißkraft eines Hundes. Kräfte von ein, zwei oder mehr Tonnen gehören ins Reich der Märchen; ein Hund, der mit solcher Kraft zubisse, würde sich dabei selbst den Kiefer brechen. [5]

Das Kernargument der Hundeverordnungen und -gesetze ist aber eine angeblich "höhere Beißbereitschaft". [5] Kampfhunde wurden zur Aggressivität gegenüber ihren Artgenossen erzogen - allerdings nur in der Situation der Kampfarena. Sie mussten sich selbst im heftigsten Kampf von ihren Haltern trennen lassen - ein Kampfhund, der nach Menschen biss, war wertlos. Sie wurden nie zum Angriff auf Menschen gezüchtet oder erzogen - dies blieb anderen Hunderassen vorbehalten. Bei Hunden, die für den Hundekampf (oder teilweise auch Bullen- oder Bärenkampf) gezüchtet wurden, kann man also nicht von einer erhöhten Gefährlichkeit dem Menschen gegenüber ausgehen. Vielleicht haben die verschiedenen Hunderassen ein unterschiedlich stark ausgeprägtes Aggressionspotential, sodass der eine schneller zuschnappt als der andere, aber hier spielt die Erziehung eine entscheidendere Rolle als die Genetik. Hunde werden durch ihre Mutter, ihr "Rudel" und ihre Menschen geprägt. Außerdem sind genetische Unterschiede zwischen den heutigen Hunderassen nicht direkt nachweisbar.
Die praktischen Befunde entsprechen diesen Überlegungen: Keine der Kampfhunderassen ist in der Statistik von Beißvorfällen auffällig. [5] Die meisten Beißvorfälle passieren gar mit Schäferhunden und kleineren Mischlingen, wobei man prozentual natürlich auch einkalkulieren muss, dass der Schäferhund eine der am meisten verbreiteten Hunderassen der Welt ist.

Bei den Horrormeldungen im Fernsehen werden nur selten die Hintergründe der Beißvorfälle erklärt. Meist handelt es sich um schlecht sozialisierte Hunde von Kriminellen und Menschen mit mangelndem Selbstbewusstsein, die dies durch einen "gefährlichen Hund" an ihrer Seite ausgleichen wollen. Die Hunde wurden entweder "aggressiv" gemacht oder missverstanden. Ein Hund beißt nicht einfach zu, sondern warnt und droht immer vorher. Wer diese Gebärden nicht versteht und das Tier weiter in eine für es unangenehme Situation drängt, muss mit einem Angriff rechnen.
Letztendlich sind immer die Besitzer schuld, die ihre Aufsichtspflicht vernachlässigen oder ihr Tier nicht artgerecht halten und es so nicht richtig auf ein Leben in unserer Gesellschaft prägen.

Auch für Kinder ein guter Gefährte © Tierschützer.net

Für die Fehler weniger Einzelpersonen müssen nun ganze Hunderassen bezahlen. Wer einen "Listenhund" bei sich aufnehmen möchte, muss zahlreiche Vorschriften erfüllen. Meist wird ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt, der Hund muss an einem Wesenstest teilnehmen, um die Maulkorbbefreiung zu erlangen und oft sind auch die Hundesteuern um bis zu mehrere hundert Euro teurer. Außerdem bedarf es in einigen Bundesländern der Erlaubnis der Gemeinde (Wohngemeinde des Hundebesitzers), um einen solchen Hund halten zu dürfen. [6] Andere verbieten den Kauf der Rassen gar völlig, sodass man sie nur aus dem Tierheim aufnehmen darf.
Durch all die angehäuften Vorurteile wird hunderten von lieben Hunden ein neues Zuhause verwehrt und das nur, weil sie auf dem Papier die falsche Rasse haben.

[1] http://www.n-tv.de/panorama/Halterin-muss-3000-Euro-zahlen-article4587101.html
[2] http://www.thueringer-allgemeine.de/startseite/detail/-/specific/Mann-in-Schmiedfeld-von-freilaufendem-Hund-attackiert-1327246183
[3] http://alt.ig-hundefreunde.de/todesfalle.htm
[4] http://www.tier.tv/hund/aufzucht-und-ausbildung/listenhunde-deutschland.43.html
[5] http://www.tierschuetzer.net/tierschutz/kampfhund/kampfhund.html
[6] http://www.hunde-gutachter.de/gesetz1.php

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