Tierversuche

Alle 15 Sekunden stirbt in Deutschland ein Tier an den Folgen eines Tierversuchs [1], insgesamt wurden im Jahr 2009 über 2,7 Millionen Tiere in deutschen Laboratorien getötet [2]. Die Todesursachen lassen sich in fehlerhaften Transplantationen, Verätzungen oder Vergiftungen suchen, doch auch wenn ein Tier eine Versuchsreihe überlebt, wird es anschließend getötet, da für neue Versuche auch neue Tiere benötigt werden. Obwohl Versuchstiere (zumeist Nager wie Mäuse, Ratten und Kaninchen [3]) Schmerzen ebenso empfinden wie wir, werden sie erbarmungslos für die Gesundheit und Schönheit des Menschen genutzt und missbraucht. Dabei ist es eigentlich nicht schwer zu begreifen, dass unser Organismus in der Regel nicht mit dem eines anderen Tieres zu vergleichen ist: Während beispielsweise Schokolade ein Genussmittel für Menschen ist, ist sie für Hunde sehr giftig [4]. Kein Humanmediziner käme auf die Idee, seinen Patienten ein Medikament aus der Veterinärmedizin zu verschreiben.

Haltung von Versuchstieren © Ärzte gegen Tierversuche

Tierversuche werden aus verschiedenen Gründen durchgeführt, am Häufigsten stehen sie im Zusammenhang mit der Arzneimittelforschung, doch auch Studenten der Human- und Tiermedizin müssen im Rahmen ihres Studiums an Tieren experimentieren. Ein anderer Bereich ist die Grundlagenforschung, welche zum Teil der Erforschung menschlicher Krankheiten dient: Tiere werden künstlich krank gemacht, um Symptome humaner Krankheiten zu simulieren [5].

Ein Beispiel: Der Toxizitätstest (LD50-Test) [6]

Die Versuchstiere werden gruppenweise vergiftet. Dabei wird ihnen die Testsubstanz in das Futter gemischt oder direkt per Magensonde verabreicht. Je nach verabreichter Dosis leiden die Tiere an typischen Vergiftungserscheinungen wie Zittern, Fieber, Erbrechen, Lähmungen oder Durchfall; alle Symptome werden genauestens beobachtet und protokolliert. Der LD50-Test wird solange durchgeführt, bis 50% der Versuchstiere aufgrund der Testsubstanz verstorben sind, die überlebenden Tiere werden schließlich getötet, um den Grad der inneren Schädigung bestimmen zu können. Inzwischen müssen für die orale Gabe von Stoffen Alternativen zum LD50-Test verwendet werden. Diese „verbrauchen“ zwar vergleichsweise weniger Tiere, sind jedoch ebenso qualvoll.

Hamster im Tierversuch © Ärzte gegen Tierversuche

Die Contergan-Katastrophe [7]

Der bekannteste Fall, der belegt, dass der menschliche Organismus nicht mit dem anderer Tiere zu vergleichen ist und Tierversuche dementsprechend 'nutzlos' sind, ist die Contergan- Katastrophe im Jahr 1961. Ende der 50er Jahre wurde dieses Medikament speziell Schwangeren als Beruhigungs- und Schlafmittel empfohlen; es galt aufgrund zahlreicher Tierversuche im Hinblick auf die Nebenwirkungen als besonders sicher. In den nachfolgenden Jahren wurden ungefähr 5.000 missgebildete Kinder geboren. Obwohl der Contergan-Wirkstoff Thalidomid zuvor an Mäusen und Ratten in der vorgeschriebenen Menge getestet worden war, traten bei diesen Tieren keine Missbildungen auf.
Der Fall Contergan ist nicht das einzige Beispiel für Medikamente, die trotz exzessiv durchgeführter Tierversuche erheblichen Schaden nach sich zogen. Auch das cholesterinsenkende Mittel „Lipobay“ oder der Blutstiller „Trasylol“ zogen Todesfälle nach sich.
Dies zeigt nur zu gut, dass die Methode „Tierversuch“ unsicher ist und uns vor ähnlichen Katastrophen nicht bewahren kann. Ferner sollte die Forschung sich endlich umorientieren und tierversuchsfreie Methoden verwenden, um Arzneimittel sicher und leidfrei zu erforschen.

Mögliche Alternativen [8]

Alternativen, wie das von Henkel verwendete „Phenion-Vollhautmodell“, bieten die Möglichkeit, bestimmte Stoffe auch ohne den einkalkulierten Tod von Versuchstieren gründlich und sicher zu erforschen. Dabei hat beispielsweise Phenion auf Basis menschlicher Zellen ein Vollhautmodell entwickelt, mithilfe dessen man Wirkungen von Substanzen problemlos bewerten kann. Bei sogenannten „In-Vitro“-Methoden werden Inhaltsstoffe in Zell- und Gewebekulturen, quasi „im Reagenzglas“, getestet. Eine andere Möglichkeit bieten „In-Silico“-Methoden: Da Stoffe mit ähnlichem Aufbau oft auch ähnliche Eigenschaften aufweisen, ist es mit speziellen Computerprogrammen möglich, notwendige Berechnungen durchzuführen, um die Auswahl der zu testenden Stoffe einzugrenzen. Auf diese Weise müssen künftig weniger Stoffe in den gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren getestet werden.

In-Vitro © Ärzte gegen Tierversuche

Ausblick

Wir sind in diesem Artikel nur auf den Einfluss von Tierversuchen auf die Pharmaindustrie eingegangen, doch auch für die Kosmetikindustrie werden immer noch Tierversuche eingesetzt, um die Verträglichkeit der Produkte zu testen. Man kann im Internet prüfen, ob bestimmte Firmen Tierversuche durchführen. Du kannst dich außerdem auf eine Reihe von Siegeln verlassen, die garantieren, dass Produkte vegan und/oder tierversuchsfrei sind: Umweltsiegel im Überblick
Es lässt sich nicht abstreiten, dass die Humanmedizin heute ohne Tierversuche nicht auf dem hohen Stand wäre, auf dem sie sich befindet. Doch ebenso ist es eine Tatsache, dass auch die Forschung sich weiterentwickelt hat und man heute neue Behandlungsmethoden und Medikamente testen kann, ohne Tierleid in Kauf nehmen zu müssen.

[1] http://www.rp-online.de/wissen/Alle-15-Sekunden-stirbt-ein-Versuchstier_aid_103507.html
[2] http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/index.php?option=com_content&view=article&id=22:versuchstierstatistik-2006&catid=1:allgemein&Itemid=6
[3] http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Landwirtschaft/Tier/Tierschutz/2009-TierversuchszahlenGesamt.pdf;jsessionid=69C1695A3774028A69FF73388F98E5D9.2_cid163?__blob=publicationFile
[4] http://www.vetvita.de/specials/hunde/schokolade.shtml
[5] http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Landwirtschaft/Tier/Tierschutz/2009-TierversuchszahlenGesamt.pdf;jsessionid=69C1695A3774028A69FF73388F98E5D9.2_cid163?__blob=publicationFile
[6] http://www.asta-uni-mainz.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1745%3Atierversuche-in-der-toxikologie-der-ld50-test&Itemid=671&lang=de
[7] http://ag-gegen-tierversuche.de/pages/wissenswertes/beitraege-der-ag/contergan.php?searchresult=1&sstring=Contergan
[8] http://www.phenion.com/images/Brochuere_Alternativen_zu_Tierversuchen_Juli08_deutsch.pdf

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