Wildtiere im Zirkus

Das Licht ist gedimmt, ein Trommelwirbel setzt ein. Die Zuschauer blicken erwartungsvoll zur Manege, die Spannung steigt und plötzlich - Elefanten! Das Publikum tobt, während vier der grauen Dickhäuter bunt geschmückt durch den Vorhang kommen, in der Mitte stehen bleiben und sich verbeugen. Die Show kann beginnen.

Solche Szenen kommen jedem Menschen bekannt vor, der schon einmal eine Vorstellung in einem der über 250 registrierten Zirkusse [1] in Deutschland besucht hat. Seit jeher sind es die Tierdarbietungen, die gerade beim jüngeren Publikum auf großen Anklang stoßen; egal, ob ein Tiger durch einen brennenden Reifen springt, ein Affe Einrad fährt oder eine südländische Zirkusschönheit eine Pferdeherde durch die Manege lenkt. Bei solchen Darbietungen wird allerdings allzu leicht vergessen, dass das Wohl und die Würde des Tieres dabei oft auf der Strecke bleiben.

Was dem Menschen beim Zuschauen Spaß macht, bedeutet für das Tier oft nichts anderes als Stress und Angst. Kein Tiger springt freiwillig durch einen brennenden Reifen, keinem Kamel gefällt es, minutenlang unter dem donnernden Applaus des Publikums im Kreis zu laufen und auch ein Elefant würde in freier Natur nicht auf Podeste klettern und Männchen machen. Die Tiere werden zu solch artuntypischen Darstellungen gezwungen und oft unter Druck gesetzt, um pünktlich zu Vorstellungsbeginn zu 'funktionieren'. Die meisten Wildtierarten, die in Zirkussen gehalten werden, sind von Natur aus eigentlich nicht domestizierbar, werden aber (oft durch den Einsatz umstrittener Trainingsmethoden) in der Manege vorgeführt, um dem Publikum zur Unterhaltung zu dienen. [2]

Elefanten bei einer Vorführung © Animalia

Der Hauptkritikpunk der meisten Tierschützer liegt allerdings nicht bei den Darbietungen, sondern bei der schieren Unmöglichkeit, die unterschiedlichen Tierarten artgerecht unterzubringen: Keinem Löwen, Elefanten, Tiger, Affen, Kamel, Zebra, Pferd und keiner Giraffe oder Schlange ist es in einem Zirkus möglich, ihre natürlichen Triebe auszuleben. In den Sommermonaten ist ein Zirkus ständig auf Tour, sozusagen „eine kleine Stadt auf Achse“ [1], worunter die Tiere immens leiden. Die Käfige, in denen sie während dem Aufenthalt in einer Stadt untergebracht sind, müssen leicht sauber zu halten und die Gehege schnell auf- bzw. abzubauen sein, ganz zu schweige davon, dass alles so platzsparend wie möglich sein muss.
Keine Chance also beispielsweise für Elefanten, die in freier Wildbahn bis zu 8 km am Tag zurücklegen, oder Löwen, die in der Savanne Gebiete von bis zu 40.000 km² durchstreifen [2], ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachzukommen. Zusätzlich hierzu kommen der Stress, dem die Tiere durch das ständige Umziehen ausgesetzt sind und die viele Zeit, die sie dadurch in Transportern verbringen. Den Großteil ihres Lebens verbringen die Tiere dementsprechend ohne Beschäftigungsmöglichkeiten „hinter Gittern“, um nur für kurze Zeit ihre Käfige zu verlassen und als Showeinlage zu dienen. Daraus resultieren nicht selten Verhaltensstörungen wie das sogenannte Weben bei Elefanten[4], aber auch die Gesundheit der Zirkustiere wird so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sie oftmals kein hohes Alter erreichen. [5]

Eingesperrter Zirkusaffe © Soylent-Network

Resultierend aus dieser offensichtlichen Tierquälerei hat der Deutsche Bundesrat im Oktober 2003 beschlossen, dass die Haltung von Wildtieren in Zirkussen generell verboten werden soll [6], dieses Verbot wurde von der Bundesregierung aber bisher nicht in die Tat umgesetzt, obwohl die meisten großen Parteien eine solche Maßnahme ebenso befürworten. [7]
Nicht vergessen sollte man in diesem Kontext aber, dass etliche Zirkusse in der heutigen Zeit vor dem Bankrott stehen, weil sich viele Menschen die teuren Karten nicht mehr leisten können und möchten. Zirkusbetreiber beschuldigen oft Tierschützer, ihr Unternehmen in den Ruin zu treiben [8], weil sie die schlechte Tierhaltung in Zirkussen anprangern. Wir glauben aber, dass man einer Industrie, die auf Tierleid basiert, in unserer Gesellschaft kein Standbein einräumen sollte, zudem haben Zirkusse wie der Cirque du Soleil [9] bewiesen, dass man auch ohne Tierdarbietungen einen Zirkus erfolgreich leiten kann.

Es bleibt also zu hoffen, dass Deutschland ein Verbot der Wildtierhaltung in Zirkussen so bald wie möglich im Grundgesetz verankert, so wie es bereits einige Nachbarländer getan haben. Bis dahin sollte jeder, dem das Wohlergehen der Tiere am Herzen liegt, Zirkusse meiden, die immer noch mit (Wild-)Tieren arbeiten.

[1] http://www.zeit.de/2011/14/Wanderzirkus-Zauberer-Artisten
[2] http://www.planet-wissen.de/natur_technik/tier_und_mensch/dressurgeschichte/haltung_von_wildtieren.jsp
[3] http://www.vier-pfoten.campaignbox.de/stop-it/pdf/de/ROTE-LISTE-Zirkustiere.pdf?PHPSESSID=e49567195077c2bd3d2d980518ec8b2c
[4] http://www.vetline.de/nachrichten/aktuelles/bundestieraerztekammer-fordert-verbot-von-wildtieren-im-reisenden-zirkus.htm
[5] http://www.vebu.de/tiere-a-ethik/tiere-und-tierhaltung/zirkustiere
[6] http://www.bundesrat.de/cln_161/nn_8336/SharedDocs/Drucksachen/2003/0501-600/595-2-03,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/595-2-03.pdf
[7] http://albert-schweitzer-stiftung.de/tierschutzinfos/wahlpruefsteine/tierschutz-in-der-bremischen-burgerschaftswahl-2011/wildtierverbot-in-zirkussen
[8] http://www.faz.net/artikel/C30350/zirkussterben-ohne-netz-und-doppelten-boden-30088122.html
[9] www.cirquedusoleil.com

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